Sinneswahrnehmung - Lernen mit allen Sinnen

Sinneswahrnehmung - Lernen mit allen Sinnen

Durch die Sinne erhalten die Kinder viele Eindrücke über ihre Umwelt und über sich selbst. Kinder brauchen eine Umwelt, in der sie Erfahrungen sammeln können, wo sie sich (sicher) bewegen können und wo sie ihr Bedürfnis nach Aktivität und selbstständigem Handeln umsetzen können. Sie brauchen vielfältige und abwechslungsreiche Möglichkeiten, um ihre Sinne einzusetzen und sie zu erproben.

Je ansprechender die Umgebung für die Sinne ist, umso mehr wird das Kind zum Tun herausgefordert - die Neugierde wird geweckt.

Kinder möchten mit allen Sinnen mit den Dingen in ihrer Umwelt umgehen, sie begreifen und auch kennenlernen. Die Erfahrungen, die dabei gesammelt werden, sind besonders wichtig für die Entwicklung der kindlichen Persönlichkeit und auch für die Sprachentwicklung.

Alle Sinnesorgane vermitteln Informationen aus der Außenwelt oder aus dem eigenen Körper an das Gehirn.

Wichtig zu wissen ist auch, dass auch die individuellen Gefühle und Empfindungen den Wahrnehmungsprozess beeinflussen Außerdem arbeiten alle Sinnessysteme zusammen - das heißt, dass wir Informationen meist gleichzeitig über mehrere Sinneskanäle aufnehmen.

1.VISUELLES SYSTEM (SEHEN - AUGEN)

Die meisten Eindrücke werden über das Sehen wahrgenommen. Das visuelle System wird auch als “Gesichtssinn” bezeichnet. Das Auge wird im Alltag am häufigsten mit Sinneseindrücken überlastet.

Sehen ist für uns viel mehr, als nur optische Informationen aufzunehmen. Das Sehen wird auch durch unsere Interessen, Gewohnheiten, berufliche Aufgaben beeinflusst. Des Weiteren ist das Sehen beeinflussbar, nämlich durch unsere Stimmung und Launen (z. B. Verliebte - durch die “Rosa Brille” schauen), Hektik, etc.

Bei jedem “Sehvorgang” treffen wir Entscheidungen, wählen das aus, was für uns wichtig und bedeutsam ist.

Wie/wodurch wird das visuelle System überlastet?
Beispiele: Computerspiele, Fernsehen, Elektronische Medien, Lichtreklamen und bunte Werbeschilder

Was kann das Auge?
Helligkeitssehen und - unterscheiden, Dunkeladaption, Farbsehen, Muster und Formen erkennen, Orte und Positionen erkennen

Spielidee "Was ist anders?":
Das brauchst du dazu:
- Unterschiedliche Gegenstände

So geht’s:
- Unterschiedliche Gegenstände werden in einer bestimmten Anordnung aufgelegt
- Ein Kind schaut sich die Gegenstände und deren Anordnung ganz genau an - danach soll es die Augen schließen, oder sich umdrehen
- Der Spielleiter/die Spielleiterin darf dann 2 Gegenstände vertauschen, etwas wegnehmen, etwas dazulegen, etc.
- Danach kann das Kind die Augen öffnen/sich wieder umdrehen und soll herausfinden, was alles geändert wurde
- Hat das Kind alles genannt was anders war, darf es beim nächsten Durchgang die Veränderungen vornehmen

Unsere Empfehlung für Zuhause:

2.AUDITIVES SYSTEM (HÖREN - OHREN)

Die Ohren können sich vor Reizüberflutung nicht schützen (Augen kann an zu machen - Ohren nicht). Sie sind Lärm, Geräuschen, Musik, Stimmen, etc. dauerhaft schutzlos ausgeliefert.

Was kann das Gehör?
Mithilfe des auditiven Systems können wir Töne, Geräusche und Klänge sowohl wahrnehmen, als auch unterscheiden. Durch das Gehör können außerdem auch die Entfernung und Richtung von Geräuschquellen (Schallquellen) wahrgenommen werden. Des Weiteren ist es die Voraussetzung, für die Entwicklung der Sprache.

Das Ohr ist eines der kompliziertesten und auch bemerkenswertesten Organe des Körpers. Es kann nämlich sowohl ganz Leise Töne wahrnehmen, als auch sehr lauten standhalten (z. B. Rockkonzert). Außerdem können wir über das Gehör selektiv wahrnehmen - also aus vielen Geräuschen eines herausfiltern (z. B. aus einem Chor eine Stimme heraushören).

Intensives Hören gelingt am besten, wenn man den Sehsinn “ausschaltet”. So kann man sich besser auf das Gehörte konzentrieren und wird nicht von visuellen Reizen abgelenkt.

Spielidee "Hör-Lotto":
Das brauchst du dazu:
- Aufnahmegerät oder Handy (zum Aufnehmen von Geräuschen)
- Passende (selbstgemalte oder ausgeschnittene) Bilder - passend zu den Geräuschen
- Kärtchen - dort werden die Bilder aufgeklebt
- Schere & Kleber
- eventuell Stifte

So wird's gemacht:
- Verschiedene Geräusche werden aufgenommen (z. B. Regen plätschern, Türglocke, miauende Katze, bellender Hund, knisternde Folie, etc.)
- Zu den aufgenommenen Geräuschen werden passende Bilder gezeichnet oder aus einer Zeitung/Zeitschrift ausgeschnitten
- Die Bilder werden anschließend auf gleich große Kärtchen geklebt und am Tisch aufgelegt
- Danach werden die Geräusche abgespielt - die Kinder sollen das passende Kärtchen heraussuchen
- Wer zuerst das richtige Kärtchen gefunden hat, darf es behalten

Unsere Empfehlung für Zuhause:
Den Wecker stellen und im Raum verstecken (das Kind soll es nicht sehen) - wenn er zu klingeln beginnt soll er vom Kind/von den Kindern gesucht werden.

3.TAKTILES SYSTEM (TASTEN, BERÜHREN - HAUT, HAND, MUND)

Wenn wir von "fühlen" sprechen wird klar, dass damit nicht nur das Tasten und Berühren mit der Haut, sondern auch die Gefühle von uns Menschen gemeint sind.

Kinder wollen und müssen Gegenstände anfassen und berühren - dadurch lernen sie ihre Umwelt kennen - indem sie sie "begreifen". Bereits Babys nehmen ihre Umwelt intensiv durch Berührungen und durch das Tasten war - zu Beginn wird sehr viel auch mit dem Mund erkundet, dann auch viel mit den Händen und auch mit den Füßen.
Leider ist der Tastsinn in unserer Gesellschaft einer der weniger akzeptierten Sinnesbereiche. Oftmals ließt man Schilder wie "Berühren verboten!" oder hört von Erwachsenen Sprüche wie "Greif das nicht an!" oder "Schauen tut man mit den Augen!". So erfahren unsere Kinder leider oftmals Unverständnis.
Dabei sollten wir uns immer wieder bewusst machen, dass auch wir Erwachsenen viele Dinge begreifen und berühren wollen (z. B. bevor ich den Pullover kaufe muss ich fühlen, wie er sich anfühlt - ist er weich und angenehm, oder ist er kratzig).
Durch Berührung vergewissern wir uns, suchen Beweise (z. B. tasten ob etwas noch heiß ist; fühlen ob die Farbe schon getrocknet ist).

Die Haut ist das größte sensorische Organ des Körpers und auch das wichtigste Kommunikationsorgan. Die Haut umhüllt den gesamten Körper - sie trennt das Innen vom Außen. Sie übernimmt viele Funktionen (Schutz, Temperaturregelung, Stoffwechsel Träger, Atmungsorgan, wichtigstes Sinnesorgan) und ist außerdem für das Überleben des Menschen wichtiger, als de anderen Wahrnehmungsorgane.

"Die taktile Kommunikation ist die erste Sprache des Kindes, auf die die verbale Sprache aufbaut." (Renate Zimmer)
Der Tastsinn wird unter anderem auch "die Mutter aller Sinne" oder "Ursprung aller Empfindungen" genannt - bereits in der 13./14. Schwangerschaftswoche ist der gesamte Körper eines Embryos berührungsempfindlich.

Über den Tastsinn lernen Babys und Kinder, Berührungen einzuordnen und ihnen eine Bedeutung zu geben. Zum Beispiel erfährt es durch sanfte Berührungen die Bedeutung von Zärtlichkeit und Wärme. Bei Angst oder Gefahr klammert sich ein Kind an seine Bezugsperson fest. Durch Streicheln und Zuspruch erfährt das Kind Trost und in den Armen von einer Bindungsperson gehalten zu werden vermittelt Halt und Geborgenheit.
Jedoch können Berührungen durch andere auch als unangenehm oder schmerzhaft empfunden werden.

Spielidee "Fühlende Füße":
Das brauchst du dazu:
- Verschiedene Gegenstände über die man gehen kann (z. B. Luftpolsterfolie, Fußmatte, Badeteppich, Blätter, Metallplatte, etc.)

So wird's gemacht:
- Mit den unterschiedlichen Gegenständen wird ein Tastweg gelegt
- Socken und Schuhe ausziehen
- Einem Kind werden die Augen verbunden, oder es schließt die Augen
- Ein zweites Kind führt das Kind, dass nichts sieht über den Weg
- Das Kind mit den verschlossenen Augen soll danach beschreiben, wie es sich angefühlt hat, über den Weg zu gehen - Welche Materialien waren angenehm und welche nicht?
- Vielleicht schafft es das Kind auch, die Materialien zu erraten und anschließend zu prüfen ob es richtig geraten hat

Unsere Empfehlung für Zuhause:
Mit den Fühlkugeln können auch schon Babys Tasterfahrungen sammeln, die noch nicht laufen können.

 

4.GERUCHSSYSTEM/OLFAKTORISCHES SYSTEM (RIECHEN - NASE, NASENHÖHLEN)

Obwohl der Geruchssinn bei uns Menschen nicht so stark ausgeprägt ist, wie bei manchen Tierarten, bietet er uns trotzdem in einigen Situationen Schutz. So erfahren wir beispielsweise oft über den Geruch, ob Lebensmittel verdorben sind. Auch werden wir meist zuerst über die Nase auf einen Brand aufmerksam.
Der Geruch von Kaffee oder frischen Brötchen erinnert viele von uns bestimmt an das Frühstück. Gerüche sind tief im Gedächtnis verankert und sie wecken auch oft die Gefühle. So kann zum Beispiel der Geruch von Schnitzel an die Oma erinnern, oder der Geruch von Sonnencreme an einen schönen Urlaub.

 Außerdem können Duftstoffe bestimmte Wirkungsweisen auf den Menschen haben. Bestimmte Kräuter, Pflanzenextrakte oder Heilpflanzen können durch ihren Duft eine wohltuende und belebende Wirkung auf den Körper und den Geist haben. Duftstoffe stammen aus ätherischen Ölen (aus Blüten, Blättern und Kräutern). Werden ätherische Öle im Raum verdunstet, so können sie die Reinigung der Raumluft unterstützen, sie können sie erfrischen und beleben. Je nachdem, welcher Duft verwendet wird, kann er beruhigend oder anregend wirken, die Konzentration fördern, oder auch die Stimmung verbessern. (z. B. durch Zitrus-Düfte)

Spielidee "Duftdetektiv":
Das brauchst du dazu:
- (Unterschiedliches) Parfüm
- Kleine Gläser oder Fläschchen
- Wattebäusche

So wird's gemacht:
- In kleine Gläser oder Fläschchen werden Wattebäusche gegeben
- Eine Wattebausch wird mit Parfüm getränkt
- Der Detektiv soll erschnuppern, woher der Duft kommt

Unsere Empfehlung für Zuhause:

5.GESCHMACKSSYSTEM/GUSTATORISCHES SYSTEM (SCHMECKEN - MUND, MUNDHÖHLE, GAUMEN, ZUNGE)

Geruchs- und Geschmackssinn sind eng miteinander verbunden. Das merken wir zum Beispiel daran, wenn wir etwas essen und uns dabei Augen und Nase zuhalten - man kann viele Nahrungsmittel dann nicht mehr unterscheiden. Auch durch eine Verstopfte Nase wird der Geschmackssinn oft fies beeinträchtigt. Durch den Geschmackssinn können wir unsere Nahrung erst genießen und ähnlich aussehende Lebensmittel unterscheiden.

In der Mundhöhle Befindet sich die Zunge mit ihren Geschmacksknospen. Die Geschmacksknospen sind in den Papillen (Erhebungen) der Zunge eingebettet - sie sprechen nur auf wasserlösliche Stoffe an. Das heißt, dass das wir den Geschmack von etwas Festem erst dann wahrnehmen können, wenn sich dieser mithilfe von Speichel löst (Reize für den Geschmackssinn sind chemische Lösungen). Zum Beispiel: Legt man ein "Zuckerl" nur auf die Zunge drauf, schmeckt man zuerst nichts. Erst, wenn man das "Zuckerl" lutscht wird der Verwandlungsprozess vom Festen in eine chemische Lösung beschleunigt - dann werden die Geschmackssinneszellen angesprochen. 
Die Geschmackssinneszellen der Zunge werden dauernd erneuert (etwa alle 10 Tage) - somit ist der Geschmackssinn unserer robustestes Sinnessysteme gegen Beschädigung.

Welche Geschmacksrichtungen/-empfindungen gibt es?
- Süß
- Salzig
- Sauer
- Bitter
- Umami

Aus diesen Empfindungen lassen sich weitere kombinieren (z. B. Orange schmeckt süß und sauer zugleich)

Spielidee "Schmeck-Häppchen":
Das brauchst du dazu:
- Kleine Häppchen (z. B. Käsewürfel, Essiggurken, Birne, etc.)
- Kleine Teller oder Behälter mit Deckel
- Saubere Geschirrtücher zum Darüberlegen

So wird's gemacht:
- Kleine Häppchen herrichten und auf Teller/in Behälter geben (nicht mischen)
- Diese anschließend mit dem sauberen Geschirrtuch bedecken, bzw. den Deckel draufgeben
- die Kinder sollen mit geschlossenen Augen kosten und anschließend raten, was es war
- Auch den Geschmack und die Konsistenz beschreiben lassen
- Bitteres und Scharfes am besten bei Geschmacksspielen weglassen (unangenehm)

Unsere Empfehlung für Zuhause:

 

6.VESTIBULÄRES SYSTEM (GLEICHGEWICHTSREGULATION - VESTIBULARAPPARAT → GEHÖRT ZUM INNENOHR

Der Gleichgewichtssinn sorgt dafür, dass wir unseren Körper aufrecht halten und uns im Raum orientieren können. Des Weiteren können wir durch den Gleichgewichtssinn Beschleunigungs- und Drehbewegungen wahrnehmen und uns darauf einstellen. Die Informationen, die durch das Gleichgewichtssystem gewonnen werden sind besonders wichtig, um sich der Umwelt anpassen zu können (z. B. auf unebenem Untergrund gehen, Ausgleichbewegungen mit den Armen beim Stehen auf schmalen Flächen)

Der Gleichgewichtssinn ist außerdem eng mit dem kinästhetischen System verbunden. Lage- und Bewegungssinn (vestibulär) und Stellungs- und Spannungssinn (kinästhetisch) bilden die Sensoren in der Haltungs- und Bewegungsregelung.

Gleichgewichtsreize können sowohl beruhigend, als auch belebend auf den Körper wirken. Beispielsweise wirkt das Wippen in einem Schaukelstuhl meist beruhigend. Das Schaukeln am Spielplatz ist im Gegensatz dazu meist anregend.

Durch Unteraktivität des Gleichgewichtssystems kann Hyperaktivität und Ablenkung entstehen (z. B. im Unterricht mit dem Stuhl wackeln - auf einem Gymnastikball sitzend muss man sein Gleichgewicht ausbalancieren, "aktives Sitzen" ist erforderlich, die Muskulatur wird beansprucht und die Aufmerksamkeit unterstützt).

Der Vestibularapparat dient zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts und befindet sich im Innenohr. Er besteht aus jeweils 3 Bogengängen, dem großen und de kleinen Vorhofsäckchen. Dies wird auch als Labyrinth bezeichnet. Dadurch werden Beschleunigung und Lageveränderungen wahrgenommen.

Durch zu starke Reize werden Reaktionen des vegetativen Nervensystems hervorgerufen (z. B. zu schnelles und langes Drehen auf dem Drehstuhl kann zu Schwindel, Übelkeit und Schweißausbrüchen führen.

Spielidee "Kreisel":
Das brauchst du dazu:
- Ein oder mehrere Spielzeugkreisel (Selbst gebastelt oder gekauft)

So wird's gemacht:
- Die Kinder beobachten, wie sich der/die Kreisel am Tisch drehen
- Bewegt er sich schnell, bleibt er aufrecht - wird er langsamer, fällt er irgendwann um
- Dann sollen die Kinder versuchen, im sitzen selbst Kreisel zu spielen
- Dabei müssen sie die Beine anheben und sich um ihre eigene Achse drehen
- Sie sollen versuchen, den Schwung zu verstärken, indem sie sich ganz klein machen und ihre Arme um die angehobenen Beine legen
- Wenn die Drehbewegung langsamer wird sollen sie sich auf den Boden sinken lassen und ausruhen.
- Anschließend können sie auch probieren, sich im Stehen wie ein Kreisel zu drehen (Arme seitwärts vom Körper wegstrecken, je schneller die Drehung wird - desto kleiner werden die Schritte).
- Wenn den Kindern schwindelig wird, entweder in die andere Richtung drehen, oder am Boden ausruhen

Unsere Empfehlung für Zuhause:

 

7.KINÄSTHETISCHES SYSTEM (BEWEGUNGS-, KRAFT-, UND STELLUNGSSINN)

Die kinästhetische Wahrnehmung wird auch als Lage- und Bewegungsempfindung, die nicht durch das Sehen stattfindet, beschrieben. Wir nehmen sie meist nicht bewusst wahr, jedoch können wir ganz automatisch auf sie zurückgreifen. Zum Beispiel können wir auch im Dunkeln mit der Hand zum Mund fassen, oder in die Hände klatschen, ohne zu schauen, dass die Handflächen aufeinandertreffen.

Bei der kinästhetischen Wahrnehmung nehmen die Rezeptoren KEINE Reize aus der Umwelt auf, sondern die, die im eigenen Körper entstehen. Sie werden deshalb auch Propriozeptoren genannt (proprius=der Eigene). Durch die Propriozeptoren erhalten wir also Informationen von Innen. Durch diese Eigenwahrnehmung kann das Kind die eigenen Körpergrenzen kennenlernen und eine Vorstellung seines Körpers entwickeln.

Für das kinästhetische System gibt es in der Literatur keine einheitliche Bezeichnung - oft wird dieser Sinn auch als Tiefensensibilität bezeichnet. Des Weiteren findet man die Bezeichnung "siebter Sinn". Der Bereich der kinästhetischen Wahrnehmung ist noch weitgehend unerforscht, jedoch sehr bedeutsam für die Eigen- und Umweltwahrnehmung.

Durch die sogenannte Tiefensensibilität erhalten wir zum Beispiel Informationen über den Spannungsgrad der Muskulatur, die Stellung der Glieder, oder jeder Art von Bewegung. Sie ist also wichtig, um die Bewegungen des Körpers zu kontrollieren.

Die kinästhetische Wahrnehmung kann man außerdem in folgende Bereiche gliedern: Stellungssinn, Bewegungssinn, Kraftsinn und Spannungssinn

 Normalerweise funktioniert die kinästhetische Wahrnehmung recht unbewusst. Übt man jedoch z. B. neue Bewegungen oder Bewegungsmuster ein, so spricht man die kinästhetische Wahrnehmung direkt an.
Zum Beispiel: Beim Erlernen der Rolle vorwärts sagt man dem Kind, dass es sich ganz langsam über den Rücken abrollen und dabei Wirbel für Wirbel spüren soll. Auch bei Entspannungsgeschichten/-übungen kann dies zum Einsatz kommen - Wirbel für Wirbel abrollen, Kopf auf die Seite bis man ein leichtes Ziehen verspürt, Dehnung in der Wade spüren, Sitzbeinhöcker wahrnehmen, etc.

Spielidee "Aufziehspielzeug":
Das brauchst du dazu:
- Aufziehspielzeug aus Blech (z.B Ente die watschelt, Auto das davonrast)

So wird's gemacht:
- Das Blechspielzeug wird aufgezogen (Innen hat es einen Motor - es bewegt sich so lange, bis der Motor ausgeht)
- Die Kinder stellen sich vor, dass auch sie aufgezogen werden und sich nur für kurze Zeit wie ein Blechspielzeug bewegen können
- Zuerst sind die Bewegungen ganz schnell, dann werden sie immer langsamer, bis man schließlich zum Stillstand kommt (der Motor oder das "Laufwerk" ist aus)

Unsere Empfehlung für Zuhause:
Mit dem Familienzeit-Kartenspiel werden auch die anderen Sinnesbereiche angesprochen - es ist sehr vielseitig und macht zudem Spaß

 Abschließend wollen wir noch anmerken, dass alle Sinne schon bei einfachen Wahrnehmungsprozessen zusammenwirken. Die Wahrnehmung erfolgt in der "realen Welt" also sehr selten nur über ein Sinnessystem.
"Visuelle, auditive, taktile, kinästhetische und vestibuläre, olfaktorische und gustatorische Reize werden zu einem komplexen Wahrnehmungsvorgang integriert, ohne dass dem Wahrnehmenden die einzelnen Quellen der Information bewusst sind." (Renate Zimmer)

Wichtig zu wissen ist, das Kinder vorwiegend durch das Spiel Sinneserfahrungen sammeln und Sinnesreize verarbeiten. Durch das Spiel wird dieser Prozess unterstützt. Durch das Spiel bekommen Kinder Reize vom ihrem eigenen Körper und von der Umwelt die sowohl für die motorische, als auch für die Emotionale Entwicklung wichtig sind.

Was wir auch noch erwähnen möchten ist, dass es auch wichtig ist, auf die eigene Wahrnehmung zu horchen. Ganz bewusst in den Körper hineinspüren. "Was brauche ich heute?", kann dabei eine hilfreiche Frage sein. Zum Beispiel eine feste Umarmung oder sanftes Streicheln um mich zu beruhigen? Brauche ich heute eine Pause, da ich zu viele Sinneseindrücke wahrgenommen habe und verarbeiten musste?
Denkt auch daran, dass Kinder auch im Kindergarten und der Schule täglich viele Sinnesreize erfahren und verarbeiten müssen. Sprecht gemeinsam darüber, was EUCH gut tut. Dies kann zum Beispiel auch ein tägliches Ritual nach dem Kindergarten/der Schule sein.

Wir hoffen, dass euch dieser Einblick in die Sinneswahrnehmung des Menschen gefallen hat. Wenn ihr noch Fragen habt, oder gerne mehr Spielideen dazu möchtet, schreibt uns gerne ein Kommentar unter den Blogbeitrag.

Wissensinhalte aus "Handbuch Sinneswahrnehmung - Grundlagen einer ganzheitlichen Bildung und Erziehung" von Renate Zimmer (Verlag: Herder GmbH)

Wir wüschen euch viel Spaß beim Ausprobieren.