Spieglein, Spieglein winzig klein, wer kann das wohl sein?
Sich selbst zu betrachten und sich zu erkennen, die eigene Mimik zu sehen und richtig einzuschätzen – das alles geht nur, wenn man uns einen Spiegel vorhält.
Steht dein Kind auch gerne vor dem Spiegel, beobachtet sich, beobachtet seine Mimik und Gestik, küsst oder leckt mit der Zunge sein Spiegelbild?
Zwischen 18 und 24 Monaten erkennt ein Kind sein eigenes Spiegelbild. Es ist spannend für Babys und Kleinkinder sich durch den Spiegel kennenzulernen. In der kreativen Auseinandersetzung mit Spiegeln erkunden Babys und Kinder die Wirkung ihrer Mimik und lernen, zunächst ihren eigenen Gesichtsausdruck, infolge aber auch den ihrer Mitmenschen besser einzuschätzen. Zudem erkennt es seinen Körper, die einzelnen Körperteile, die eigenen Bewegungen und mit der Zeit sein eigenes ICH. Dazu braucht es nicht viel, außer einen Spiegel!
Spiegel gibt es in verschiedenen Formen, wie den Handspiegel, den Spiegel im Bad, einen Handspiegel, den Rückspiegel im Auto, den Spiegel an der Rückwand des Regals oder der Klappspiegel für die Handtasche. Je nach Art des Spiegels kann dieser unterschiedlich eingesetzt werden. Der eine ist fest installiert, der andere kann hin und her getragen werden. Verschiede Spiegelarten laden die Kinder zuhause oder in der Kita zum freien Experimentieren und Erkunden ein.
Dieser schöne Spruch kann Babys und Kinder beim Entdecken oder bei einer Einführung verschiedener Spiegel aufgegriffen werden:
"Im Spiegel, im Spiegel, da kann ich mich seh‘n.
Im Spiegel, im Spiegel, ich bin wunderschön!
Ich sehe meine Augen, sehe meinen Mund.
Ich sehe meine Ohren vund mein Kopf ist rund.
Das Kinn, das ist ganz unten, die Lippen formen sich.
Die Nase in der Mitte –schau her, das da bin ich!"
3 Gründe warum dein Kind in Berührung mit einem Spiegel kommen soll:
1. Die Liebe zu Spiegeln stammt von der Liebe zu menschlichen Gesichtern
Ein Baby erblickt das Licht der Welt und blickt das erste Mal auf die wichtigsten Menschen – Mama und Papa. Vom ersten Augenblick schaut das Baby auf das Gesicht der Mutter, die ihr Neugeborenes trägt, stillt, sich ihm beim Blickkontakt und beim Spielen zuwendet. Jedes neue Gesicht ist ein neuer Anreiz für das Baby, es zu erforschen und zu entdecken. Kinder nehmen im ersten Lebensjahr ihr Spiegelbild noch wie einen anderen Spielkameraden wahr, denn sie verhalten sich ihm gegenüber ähnlich wie gegenüber anderen Kindern. Zwischen einem Jahr und 18 Monaten schwant den Kindern dann allmählich, dass mit diesem "Spielkameraden" im Spiegel irgendetwas "nicht stimmt". Dann entdecken sie nämlich, dass die von ihnen ausgeführten Bewegungen vom Spiegelbild absolut synchron wiederholt werden und bemerken, dass Farben/Muster von Kleidung etc. identisch sind.
Mein persönlicher Tipp:
Woher weißt man, ob ein Kind bereits sein Spiegelbild sieht?
Tupfe mit einer weißen Creme einen Punkt auf die Nase vom deinem Kind.
Lasse dein Kind im Anschluss in den Spiegel schauen und warte was passiert.
Entdeckt es den Punkt auf der Nase, wir es sich diesen mit großer Wahrscheinlichkeit wegwischen wollen.
2. Der Spiegel trägt zur Sprachentwicklung bei und fördert die Selbsterkenntnis
Sitzt oder liegt ein Baby vor einem Spiegel, wird dieser mit allen Sinnen untersucht. Es stärkt die Bindung zwischen Mutter/Vater und Kind durch das gemeinsame Bewegen vor dem Spiegel und dem Dialog der dabei entstehen. In diesem Moment nimmt das Baby nicht nur sein Gesicht wahr, sondern auch das von Mutter, Vater oder Geschwistern. Es entsteht eine innige Vertrautheit und Verbundenheit. Die Welt der Sprache ist ein großer Bestandteil der kindlichen Entwicklung und kann durch das Hantieren mit Spiegeln unterstützt werden. Es ist wichtig, dass das Baby sieht, was die Lippen und der Mund beim Sprechen tun. Der Spiegel hilft dem Kind, sich auf die detaillierten Bewegungen des Mundes zu konzentrieren.
3. Das Selbstwertgefühl wird durch den Blick in den Spiegel gestärkt - „Ich bin ich, du bist du und wer gehört denn noch dazu?“
Babys, Kleinkinder, Kindergartenkinder, sogar Erwachsene sind im jeden Alter auf eine andere Art und Weise von Spiegeln fasziniert. Hat ein Kind es geschafft, die Verbindung zwischen Spiegelbild und dem eigenen Ich herzustellen und es mit all seinen Sinnen gesehen, berührt und gefühlt hat, lernt es sich selbst vor einer Spiegelfläche zu gefallen. In diesem Abschnitt der Entwicklung befinden sich die Kinder in der Autonomiephase. Hier beginnen sie ihre eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Dabei stellen sich die Kinder Fragen wie:
- Wie sehe ich aus?
- Was gehört zu meinem Körper?
- Was gefällt mir an meinem Körper?
Wenn man sich selbst kennt und weiß, wie man aussieht oder was mich ausmacht, fühlt man sich auch in späteren Jahren, im Erwachsenenalter sicherer. Somit ist ein besseres Verhältnis zum eigenen Körper gegeben – sie schämen sich nicht für ihn weil sein Anblick sich ganz natürlich anfühlt. Das ist ein wichtiger Bestandteil der Entwicklung für unsere heranwachsenden Kinder.
Spiegel Spielzeuge und die sensiblen Phasen
Maria Montessori stellte bei ihrer Arbeit fest, dass es in der kindlichen Entwicklung Phasen gibt, in denen das Kind eine besondere Empfänglichkeit, eine besondere Bereitschaft für den Erwerb bestimmter Fähigkeiten hat. Während dieser sogenannten „sensiblen Phasen“ richtet sich die Aufmerksamkeit des Kindes auf gewisse Bereiche seiner Umgebung. So gibt es bestimmte Perioden für den Erwerb von Sprache, Ordnungssinn, Bewegung oder Unterscheidung von Gut und Böse. In jeder vorangegangenen sensiblen Phase wird das Fundament für die darauffolgende gelegt. Um einem Kind genau das geben zu können, was es braucht, müssen Eltern und Pädagogen das Kind genau beobachten. In jeder sensiblen Phase geht es darum, das Kind zu stärken und aktiv in der Entwicklung zu unterstützen.
In der ersten sensiblen Phase sollten Eltern und Erzieher darauf achten, dass ein Kind die Möglichkeit bekommt, sich bezüglich der Bewegungen frei zu entfalten. Zudem sollten Gegenstände zur Verfügung gestellt werden, die die Grob- und Feinmotorik eines Kindes schulen. In dieser Periode ist es wichtiger denn je feste Tagesabläufe, Strukturen und Regeln einzuführen, an denen sich ein Kind orientieren kann. Lieder, Geschichten und Gespräche dienen der Wortschatzerweiterung.
Da Kinder in der zweiten Phase die Zusammenhänge in der Welt verstehen möchten, sollte man möglichst viele Materialien zur Verfügung stellen, die entsprechende Erkenntnisse liefern. Mit geeignetem Lernmaterial kann man zudem die Basis für das spätere Lesen, Schreiben und Rechnen legen. Gebt euren Kindern zudem die Chance, etwas alleine zu tun und neue soziale Beziehungen aufzubauen.
1. Phase Ordnung, Bewegung, Sprache (0 bis 3 Jahre)
- Phase des „absorbierenden Geists“
- erste Orientierung im Leben
- Kinder lernen, sich eigenständig im Raum zu bewegen
- versuchen, Gegenstände aus der Umgebung richtig einzuordnen
- Ausbildung der Hand-Auge-Koordination, des Gleichgewichts sowie der Fein- und Grobmotorik
- in dieser Zeit kann eine Sprache spielend leicht erlernt werden
- wiederkehrende Rituale, feste Abfolgen und Regeln geben Sicherheit und Halt
- erste wichtige mathematische Grunderfahrungen
2. Phase Bewusstsein und Vervollkommnung (3 bis 6 Jahre)
- gemachte Erfahrungen werden sortiert
- erworbene Fähigkeiten werden verfeinert und ausgebaut
- Wortschatz erweitert sich
- Interesse am Schreiben, Lesen und Zählen kommt auf
- Naturzusammenhänge rücken in den Vordergrund
- Warum-Fragen werden gestellt
- Kinder suchen Kontakte außerhalb der eigenen Familie
3. Phase Moralisches Bewusstsein und abstraktes Denken (6 bis 12 Jahre)
- stabile Phase, in der keine großen Veränderungen anstehen
- Freundschaften und Hobbys nehmen einen immer größeren Raum ein
- Gerechtigkeitssinn ist zu dieser Zeit besonders ausgeprägt
- in der Gemeinschaft wird zwischen „Gut und Böse“ unterschieden
- Kinder möchten Zusammenhänge erforschen und durchschauen
4. Phase Wissenschaft, Gesellschaft und Politik (12 bis 18 Jahre)
- Zeit des Umbruchs und der Neuorientierung
- Jugendliche müssen ihren Platz in der Welt suchen
- bisherige Ansichten werden infrage gestellt oder neu bewertet
- Freunde bilden den Lebensmittelpunkt
- Jugendliche sind hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch nach Geborgenheit und dem Wunsch nach Selbstständigkeit
Spielideen Rund um den Spiegel
- Mit Schaum auf einem Spiegel malen
- In einer Spiegelwanne Reis einfüllen und mit Pinsel entdecken
- Emotionen nachahmen
- Grimassen schneiden
- Kussmund auf den Spiegel drücken
- Spiegel auf den Boden stellen oder legen, Legematerial dazu anbieten – räumliche Wahrnehmung
- Entdecker Körbchen mit verschiedenen Spiegeln anbieten
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Dieser Blog-Beitrag wurde von Franziska Scharrer verfasst.
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